Ja, er kann es noch: Grisham zum 21sten

090924_grisham200Er ist immer noch der Alte – und das ist ausdrücklich als Lob gemeint: Wer geblaubt hatte, John Grisham gingen langsam die juristisch motivierten Substantive aus, der sieht sich getäuscht. Auch wenn er bei „Berufung“ jetzt zum ersten Mal ohne den bestimmten Artikel daher kommt – nach Titeln wie „Die Akte“, „Die Jury“, „Der Richter“, „Die Begnadigung“ und natürlich „Die Firma“.

Da waren viele brillante Titel bei, die ihresgleichen suchen. Ganz so genial, packend, mitreißend, hungrig machend auf den nächsten ist dieser Grisham sicher nicht. Und doch: Englisch nennt man ein Buch wie „Berufung“ wohl Pageturner – es zieht einen rein und man blättert fast wie in Trance immer weiter, bis es (leider) zu Ende ist. Das schafft er auch beim 21. von inzwischen 22 Romanen immer noch.

Worum gehts? Um den Kampf der kleinen Leute, die unter den Sauereien der Großkonzerne leiden. Brisant in Zeiten der Wirtschaftskrise. Da hat ein Chemiekonzern über Jahre das Grundwasser einer ganzen Stadt vergiftet, die leidet nun unter der höchsten Krebsquote der ganzen USA. Deswegen verklagen die Opfer den Konzern – und gewinnen. In der ersten Instanz. Das Kapital setzt auf die Berufung – und will sich dafür das Gericht kaufen. Eine ebenso einfach gestrickte wie beängstigend realistisch anmutende Story – doch man muss dem Juristen unterstellen, dass er gut recherchiert hat und weiß, wovon er schreibt.

Das Schöne: Die Story verläuft nicht nur geradlinig, nimmt Kurven und Abzweigungen, wo man sie nicht erwartet. Das macht es spannend. Andererseits gibt es dann doch die vorhersehbaren Momente. Und ein paar Pfarrer und Prozessanwälte weniger hätten der Überschaubarkeit des Personals auch gut getan.

Alles in allem aber: Empfehlenswert für alle Grisham-Fans, Kapitalismus-Kritiker und Jura-Interessierten.

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