Schlagwort-Archive: Michael Gantenberg

Karin schweigt, und Friedhelm furzt.

„Urlaub mit Esel“ will Karin mal einmal nicht machen, und schickt ihren Björn deshalb in die Uckermark. Alleine. Wir ahnen: Sie hat mit ihm die Krise, und er es nicht gemerkt. Das soll die Reise ändern.

Mit vielen Klischees über die Uckermark, die Heimat Angela Merkels, beginnt das Unternehmen und damit eben auch Björns Geschichte. Wir reisen mit ihm, haben genau seine Vorbehalte gegen den Trip, seine Vorurteile gegen die Gegend und seine Probleme mit Friedhelm. Der ist nämlich sein störrischer Wegbegleiter. Bockend und furzend. Ja, da schreibt Gantenberg echten Slapstick.

Das Bemerkenswerte an diesem Buch ist wieder mal das Markenzeichen des Autors: Mit viel Humor transportiert er tiefere Einsichten. Ohne kitschig oder gefühlsduselig zu werden. Das besorgen vor allem bedrückend echte Mails und SMS zwischen zwei Partnern, die an verschiedenen Stationen ihrer Ehe angekommen sind und nurmehr zwischen den Zeilen kommunizieren. Der eine verzweifelt schwafelnd, die andere resigniert kühl. Dazwischen Uckermark und Ungewissheit. Karin schweigt, und Friedhelm furzt. weiterlesen

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Von Butt Rettler, Eva Herman und dem Gefängnis mit Idyllegarantie

Michael Gantenberg ist Autor, Moderator, Journalist, lustig – ein vielseitig wort-talentierter Mensch. Ach ja, den Grimme-Preis hat er auch schon, für „Ritas Welt“ mit Gaby Köster.

Der Mann war zwei Stunden zu Gast im eldoradio*-Studio. Herausgekommen ist eine unterhaltsame Doppelstunde über sein neues Buch „Zwischen allen Wolken“, die Anfänge seiner Karriere, und die Frage, für welchen deutschen Comedian er auf gar keinen Fall schreiben würde.

Wer die Sendung nicht im Original hören konnte: Hier ist der (aus Rechtegründen) musikbefreite Podcast.

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Lesebefehl: „Zwischen allen Wolken“ – ein Buch wie ein Inselurlaub

Mehrere tragische Todesfälle, schräge Charaktere, eine Liebe ohne Happy-End – und doch ist „Zwischen allen Wolken“ ein wunderbares Sommerferienbuch.

100626_gantenberg_cover220Michael Gantenberg erzählt in seinem zweiten Roman die Geschichte einer Abiturientin auf einer kleinen Nordseeinsel. Da braucht man doch nicht 326 Seiten für, möchte man denken. Doch doch, wenn man so skurrile Verwandte hat wie Gesa und neben dem Abitur das Leben grad absurde Volten schlägt, dann sind 326 Seiten gerade genug.

Ihr Bruder stirbt und bleibt dennoch bei ihr, sie bekommt einen neuen Opa, Oma bekämpft als Wattfee zwischen Sand- und Mischwatt unerfüllte Kinderwünsche, Mutter entdeckt ihre mütterlichen Gefühle für eine Ente namens Jean-Pierre, Papa hält es nicht mehr aus, und Tante Nele hat ihre ganz eigene Art, auf der Ferieninsel Patienten zu aquirieren. Ein höchst unterhaltsames Gespann, das da auf Nördrum sein Dasein zwischen Strandkörben und Rührei zum Frühstück fristet. Und doch weit entfernt von Figuren-Holzschnitt à la Ohnsorg-Theater.

Mit welcher emotionalen Wärme, Liebe zum Detail  und gewitzten Psychologie Gantenberg seine Figuren zeichnet: ein Lesegenuss zwischen Schmunzeln, lautem Lachen und trauriger Anteilnahme. Wie sich dieser erwachsene Autor weit jenseits der Pubertät einfühlt in die Gefühls-Zwickmühlen einer 18-jährigen, trauernden Verliebten, die mitten im Bio-Lernen-Abistress auch noch immer mehr Verantwortung für den Familienbetrieb bekommt, das beeindruckt. Dabei wird er nie gefühlsduselig oder kitschig, trifft immer den richtigen Ton.

„Zwischen allen Wolken“ von Michael Gantenberg ist im Fischer Verlag erschienen und kostet 14,95.

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