Offener Brief an Thommy

Thomas Gottschalk macht Schluss mit „Wetten, dass..?“. Mit der Sommerausgabe von Mallorca läuft die letzte reguläre Ausgabe seiner Show. Im Herbst folgen noch ein paar Rückblicksendungen, aber das ist die Kür. Zeit also, zurückzublicken. Ich hab das für WDR 4 getan – mit einem offenen Brief an den Moderator:

Lieber Thomas Gottschalk,

das wars dann also bald. Wobei ich mich ja in letzter Zeit eh öfter gefragt habe: Wie, das war schon alles? Irgendwie sind die Zeiten, zu denen ich mich auf Wetten, dass..? am Samstagabend gefreut habe, schon länger vorbei. Und das liegt auch an Ihnen. An Ihrem offensichtlichen Desinteresse an Ihren Gästen und Kandidaten. Ihre Gespräche als belanglos zu bezeichnen, wäre geschönt. Okay, ist auch nicht so leicht, aus Hollywood-Promis auf Filmpromotiontour was Sinnvolles rauszubekommen. Aber Sie haben es in den letzten Jahren nichtmal mehr versucht.

Und noch schlimmer Ihr Umgang mit den Wettkandidaten: Name vom Blatt ablesen, die Mädels auch gerne mal anfassen, “Wie bist du drauf gekommen” und nach der Wette dann “Wette gewonnen, danke schön, das wars” Rücken zudrehen. Oft wussten die armen Kandidaten in dem Moment gar nicht, wo sie jetzt hingehen sollten. Egal, Sie haben munter die nächste Musikmoderation von der Pappe vorgelesen, die ein fleißiger Student Ihnen neben der Kamera hochgehalten hat. Bei Frank Elstner waren die Wettkandidaten mal die Hauptpersonen der Show. Goldene Zeiten. (Wobei der im Gespräch mit Lena ja bewiesen hat, dass SEINE auch vorbei sind… Aber egal.)

Dabei können Sie’s doch besser. Nicht nur früher – auch gerne mal im Duo mit Günther Jauch – nein, was Sie wirklich drauf haben, blitzt immer dann durch, wenn Sie Gast in anderen Shows sind, oder etwas nicht nach Plan läuft. Wenn Reich-Ranicki den Fernsehpreis ablehnt oder – tragisch – Ihr Kandidat schwer stürzt. Dann macht Ihnen in Sachen Spontanität keiner was vor. Das war souverän mit dem richtigen Gespür für die Situation und den Gegenüber. Aber sowas kann ja zum Glück nicht jede Sendung passieren.

Ob Sie mir trotzdem fehlen werden, wenn dann bald vielleicht Jörg Pilawa komplett persönlichkeitsbefreit Ihre Pappen vorliest? Wäre nur ein schwacher Trost – aber: Top, die Wette gilt!

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