Karin schweigt, und Friedhelm furzt.

„Urlaub mit Esel“ will Karin mal einmal nicht machen, und schickt ihren Björn deshalb in die Uckermark. Alleine. Wir ahnen: Sie hat mit ihm die Krise, und er es nicht gemerkt. Das soll die Reise ändern.

Mit vielen Klischees über die Uckermark, die Heimat Angela Merkels, beginnt das Unternehmen und damit eben auch Björns Geschichte. Wir reisen mit ihm, haben genau seine Vorbehalte gegen den Trip, seine Vorurteile gegen die Gegend und seine Probleme mit Friedhelm. Der ist nämlich sein störrischer Wegbegleiter. Bockend und furzend. Ja, da schreibt Gantenberg echten Slapstick.

Das Bemerkenswerte an diesem Buch ist wieder mal das Markenzeichen des Autors: Mit viel Humor transportiert er tiefere Einsichten. Ohne kitschig oder gefühlsduselig zu werden. Das besorgen vor allem bedrückend echte Mails und SMS zwischen zwei Partnern, die an verschiedenen Stationen ihrer Ehe angekommen sind und nurmehr zwischen den Zeilen kommunizieren. Der eine verzweifelt schwafelnd, die andere resigniert kühl. Dazwischen Uckermark und Ungewissheit.

Immer wieder blicken wir mit Björn zurück auf Szenen seiner Ehe mit Karin und gehen mit ihr ins Gericht (mit der Ehe… und mit Karin). Ungefähr auf der Hälfte (des Buches) hätte ich mich scheiden lassen, aber das wäre zu simpel. Und simpel ist dieser Roman wirklich nicht. Nachvollziehbar, ja. Gut lesbar, auch. Aber das muss ja nicht automatisch GEGEN Literatur sprechen.

Wenn die Waschmaschine als Sinnbild der Beziehung ins Spiel kommt, wirds ernst. Am Anfang gekauft, jetzt plötzlich kaputt. „Wir kaufen das Nachfolgemodell mit verbesserter Ökobilanz“, schreibt Björn seiner Karin aus der Ferne. Männlich pragmatisch. Dabei ahnt er, dass Karin genau das schon haben könnte. Und er nicht mehr mitschleudern darf.

Das alles macht er aus mit sich, mit Friedhelm und mit ein paar skurrilen Menschen, denen er auf seiner Reise begegnet. Alles Typen, die Michael Gantenberg dem echten Leben mit scharfem Blick abgeschaut hat: die schräpige Sabine mit der schlimmen Stimme und der gewalttätige Markus, den wir uns vorstellen wie Horst Schlämmer mit Tattoos, denn dauernd „kriegt er Puls“. Doch wie alles in diesem Buch sind auch sie nicht so eindimensional, wie es zunächst scheint.

Und ohne jetzt zu viel verraten zu wollen: Enden schreiben kann er auch, der Kollege Gantenberg.

Fazit: „Urlaub mit Esel“ muss man vielleicht nicht zwingend machen, aber lesen sollte man es auf jeden Fall. Kostet 14,95 Euro im Buchhandel.

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