Carneval mal wörtlich genommen

„Dem Fleisch adé sagen“, das heißt Carneval ja übersetzt. Craig Russells Titel für seinen in Köln spielenden Krimi ist programmatisch gemeint. Denn es geht um wörtlich genommene Fleischeslust im übelsten Sinn.

Das sind interessante Zutaten, aus denen der Schotte Russell diesen kriminalistischen Eintopf zusammenrührt: Ein sympathischer Kommissar in der Lebenskrise (hin- und hergerissen), eine traumatisierte Ermittlerin (zu allem bereit), einen ukrainischen Verbrecherboss (zu allem fähig) und einen kannibalischen Clown (hungrig vor allem an Weiberfastnacht).

Doch die besten Zutaten machen noch kein Gericht zum mit-der-Zunge-schnalzen. Denn am Ende hat man den Eindruck: Das ist einfach zu viel. Zwei zugegeben spannende Geschichten, die aber nix miteinander zu tun haben, da wartet der Leser vergeblich auf die Kreuzung der Handlungsstränge. Das geht zu Lasten jeder einzelnen Geschichten, nimmt ihnen Tiefe, keine exakte Zeichnung der Figuren zu.

Die eine oder anderen Überraschung hält Russell parat, liefert Einblicke in schräge Psychen. Doch dann wird er wieder vorhersehbar, Auflösungen kommen wie Kai aus der Kiste. „Carneval“ von Craig Russell: Kann man lesen, muss man aber nicht.

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