Was würde Google tun?

090906_google200Ich frag mich das wirklich inzwischen manchmal, seit ich dieses Buch gelesen habe: „Was würde Google tun?“ Insofern hat es eins auf jeden Fall schonmal erreicht: zum Nachdenken angeregt. Und dafür alleine hat sich die Lektüre schon gelohnt.

Jeff Jarvis denkt sich aus verschiedenen Perspektiven an die Informationsgesellschaft und ihre Probleme für Medien und Unternehmen ran. Der Professor für interaktiven Journalismus ist nämlich erstens Journalist, zweitens Vordenker, z.B. als Mann der New York Times für „Content Development“. Und bringt ökonomisches Verständnis mit. Vor diesem Hintergrund versucht er, die Welt der Wirtschaft, vor allem der Medienwirtschaft, neu zu denken, ihr eine neue Struktur vorzuschlagen, einen Paradigmenwechsel einzuleiten. Vor dem Hintergrund des beispiellosen Erfolges, den Google mit seinem Geschäftsmodell hat.

Auf wenige knappe Sätze zusammengefasst, liest sich das ungefähr so:

  1. Der Kunde ist König!
  2. Werde zur Plattform. Auch für die Produkte anderer.
  3. Du musst nicht alles selber machen, aber du kannst bei den anderen mitverdienen.
  4. Der unzufriedene Kunde ist dein bester Freund, denn du willst wirklich hören, was ihn am Produkt stört – und damit besser werden.
  5. Entwickle deine Produkte mit den Kunden zusammen, sie werden zu Fans, bleiben dir treu.
  6. Am besten ist es, dein Produkt kostet nichts und du verdienst das Geld nur mittelbar, z.B. durch Werbung im Umfeld des Produktes.

Okay, König Kunde und offene Ohren für Kritik: Das ist nicht neu, das machen gute Kaufleute heute noch so. Wer aber z.B. bei großen Möbelhäusern schonmal Küchen oder Esszimmer gekauft hat, sechs Monate dem Kundendienst hinterhergelaufen ist und vergeblich in Hotlines rumgehangen hat, der weiß: Daran muss manches Unternehmen doch mal wieder erinnert werden. Gute Kaufleute gibt es immer weniger.

„Schaltet eure Druckmaschinen ab – oder überlegt euch zumindest jetzt schon konkret, wann ihr es tun werdet!“ So sein Ratschlag an alle Zeitungsverleger. Das bedruckte Papier sei das Nachrichtengeschäft von gestern, jede Beschäftigung mit seiner Zukunft binde nur Kräfte, die die Verlage für erfolgreiche Online-Aktivitäten bräuchten. Hier sollten sie auf Communities setzen, Plattform sein für die Inhalte vieler. Die Fragen, was das mit dem Journalismus macht, wie hier noch wirksam Urheberrecht am geistigen Eigentum verteidigt und durchgesetzt werden soll, und ob Journalisten als Sortierer, Auswähler, Erklärer wirklich so unwichtig sind, dass sie durch intelligente Suchalgorithmen ersetzt werden können: Diese Fragen streift er nur, beantwortet sie nicht (wer kann das in diesen Tagen schon?). Aber (siehe oben): Er regt zum Nachdenken darüber an.

Und noch eines erreicht das Buch: Es schärft den Blick dafür, welche Institutionen, Verlage, Sender etc. mit ihren Online-Aktivitäten auf der Höhe der Zeit sind – und welche eben nicht.

Das wüssten Sie auch gerne? Dann sollten Sie es lesen.

Zum Weiterlesen:

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