Mein Star für Oslo

In der WDR4-Rubrik „Auf ein Wort“ habe ich mich anlässlich des Viertelfinals am 05. März mit „Unser Star für Oslo“ beschäftigt. Denn für mich steht die Siegerin schon fest. Ich hab mal geguckt, was Lena Meyer-Landrut mit der bislang einzigen deutschen Siegerin gemeinsam hat:

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Sie hat Europa damals verzaubert: Dieses langhaarige, unschuldige Mädchen mit der weißen Gitarre sang sich in die Herzen der Jurys. Ein deutsches Mädchen, das sich im kalten Krieg ein bisschen Frieden wünschte – Nicole traf den Nerv. Und nun scheint sie da zu sein, Nicole 2010 – nur heißt die nicht Nicole, sondern Lena. Lena Meyer-Landrut. Noch hat sie längst nicht gewonnen, vier Konkurrenten buhlen noch mit ihr um die meisten Anrufe – und Favoritensterben ist so ein fieses Wort. Zumal die anderen auch alle singen können: Kerstin, die 1-Meter-80-Elfe mit der engelsgleichen Stimme. Jennifer, die Rock-Röhre mit viel Energie, Sharyhan Osman, die sogar selbst hörbare Songs schreiben kann. Und natürlich Christian Durstewitz, den alle Dursti nennen, manche sogar Flitzpiepe – was durchaus liebevoll gemeint ist.

Aber zurück zu Nico … also Lena. Wenn ihr das gelingt, was sie bei ihrem ersten Auftritt mit mir auf dem Sofa gemacht hat, dann kann das groß werden am 29. Mai in Oslo. Sie fing an zu singen, zu tanzen – und ich musste grinsen. Der Auftritt ging von den Ohren und Augen durchs Hirn direkt ins Herz. „Was ist das denn bitte? Wahnsinn!“ dachte ich. Da stand eine auf der Bühne, die einfach unbändige Freude ausstrahlte. Sie singt nicht einfach ihr Lied und tanzt dazu, liefert nicht nur professionell ab. Nein, Lena lebt ihre Musik. Sie zieht den Song an wie ein Kleid, das im Idealfall wie maßgeschneidert passt. Damit verzaubert sie uns Zuschauer, berührt uns, reißt mit, entführt uns für die Dauer von drei Minuten in ihre eigene Welt. DAS ist genau das Gesamtpaket, das Poptitan Dieter Bohlen immer beschwört.

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Und war das nicht damals ähnlich am 24. April 1982 in Harrogate, oben im Norden Englands? Da saß dieses blonde Mädchen und sang inbrünstig von seinem Traum einer friedlicheren Welt. Ganz bescheiden: Ein bisschen Frieden sollte es sein. Nur ein bisschen. Sing mit mir ein kleines Lied. Nicole hat damals nach Frieden gesungen wie ein Baby nach seiner Flasche ruft. Aus vollem Herzen, mit ganzem Willen. Das war ein Auftritt, den die Völker der Grand-Prix-Welt uns Deutschen nicht zugetraut hätten. Und gaben uns mehr Punkte, als Nicoles Kleid eh schon hatte.

Genau deshalb muss Lena nach Oslo. Denn was sie auf der Bühne macht, das ist so genau so herrlich undeutsch. Okay, der Name ist sehr deutsch. Meyer-Landrut. Ich denk da immer gleich an Müller-Lüdenscheid, also der mit Klöbner, Doktor Klöbner. Aber sonst? Lena ist so gar nicht neuschwansteinig-tümelnd, völlig ohne Ballermann und von Germanen-Komik à la Wadde-hadde-du-de-da und Guildo Horn gaaaaaanz weit weg. Lenas Unbeschwertheit beschwört den Geist der Fußball-WM 2006 wieder herauf, Freude ohne Hintergedanken, echte Leichtigkeit, die via Bildschirm direkt die Zuschauer durchströmt. Das kann sogar ost- oder südeuropäische Punktevergabemauern einreißen. Germany: twelve Points, das wär’s doch…

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gesendet bei WDR4  am 05.03.2010 (hier nochmal zum Anhören)

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5 Gedanken zu „Mein Star für Oslo“

  1. sehr schöner beitrag, kompliment! Ich halte es dennoch eher mit der 1,80meter großen Elfe, die m.E. mehr Format hat für den ESC. Wir werden sehen!

  2. Kerstin hat heute zweifellos zwei klasse Auftritte abgeliefert. Dursti auch, der bestimmt beizeiten auch einen Plattenvertrag bekommen wird. Es bleibt also spannend.

  3. Kerstin war für mich eher die neue Nicole, wahrscheinlich wegen der äusserlichen Übereinstimmung und dem in sich ruhenden Wesen. Das sich die Zeiten verändern…. daran hatte ich nicht gedacht! Das Christian nicht mehr dabei ist, das ist schon eher ein Schock, hatte ich doch den Traum vom Lena-Christian Finale mit Patt Situation und gemeinsamen Auftritt in Oslo!! Und einem Punkte-Rekord!! LG sonja

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