Wer ist der Böse auf Brixton Hill?

Notting Hill kennen Sie, diese Filmschnulze mit Sandra Bullock. Brixton Hill sollten Sie kennen lernen. Spielt auch in London, ist aber wesentlich weniger romantisch – und mit Toten.

Brixton Hill ist der neue Thriller von Zoë Beck. Einer sehr vielseitigen Autorin: Sie hat schon Drehbücher für Kindersendungen geschrieben, Komödien, einen Liebesroman und auch mehrere Krimis. Regionalkrimis aus Mecklenburg-Vorpommern. “Brixton Hill” spielt in London – und das eignet sich auch besser für einen Thriller. Ich hab den Krimi für WDR 2 besprochen:

Story

Plötzlich gerät die effektive Geschäftigkeit eines modernen Bürohochhauses in London durcheinander: Das Internet streikt. Der Aufzug bleibt stecken. Die Klimaanlage fällt aus. Dann Rauch überall. Zustände nah an Panik. Kein Fluchtweg. Kein Ausweg? Im 15. Stock stürzt sich eine Frau aus dem Fenster. Voreilig, wie sich herausstellt, denn der Rauch kam nicht von einem Feuer – nur aus Rauchbomben. Vergleichsweise harmlos. Kimmy Rasmussen wird nicht die einzige Tote dieser Geschichte bleiben. Wie sie zusammenhängen, warum sie sterben mussten – das will vor allem eine herausfinden: Kimmys beste Freundin Emma.

Hauptfigur

Emma Vine, Eventmanagerin mit gestörtem Sozialleben. Auch die weiteren Toten wird sie kennen – und gerät sogar selbst in Verdacht. Im Schatten der Polizei ermittelt sie auf eigene Faust und gerät in ein Dickicht aus Beziehungen und Motiven: Geht es um enttäuschte Liebe eines wahnsinnigen Stalkers? Um viel Geld auf dem Londoner Immobilienmarkt? Und welche Rolle spielt Emmas steinreiche Bankiersfamilie?

Schauplatz

Zwei Welten in London. Die chicen Büros und teuren Wohntürme in den Docklands, dem alten Hafengebiet auf der einen Seite. Symbole für das schnelle Geld. Und Brixton Hill auf der anderen Seite. Eigentlich nur ein Straßenzug im Süden der Stadt. Genau hier sollen alteingesessene Londoner, einfache Leute, aus ihren Wohnungen vertrieben werden. Vom schnellen Geld, das investiert sein will. Gewachsene Bevölkerung wird ausgetauscht gegen neureiche, hippe Bewohner. Gentrifizierung nennt das der Soziologe – und in diesem Buch versteht man sehr gut, welcher Konflikt hinter diesem Schlagwort steckt.

Nebenfiguren

Die interessanteste Nebenfigur ist ein Hacker namens Jay. Er und seine Mitstreiter begegnen der Macht des Geldes mit der Raffinesse der technischen Hintertürchen. Im virtuellen Straßenkampf graben sie in Archiven und Datenbanken – wo sie Erstaunliches zutage fördern: Druckmittel gegen die Bonzen. Doch würden sie dafür auch morden? Emma zweifelt.

Fazit

“Brixton Hill” ist ein Buch darüber, was passiert, wenn man alles immer sofort zu wissen glaubt und anderen nicht zuhört. Verpackt in einen klassischen “Wer-war-der-Mörder”-Krimi. Schön, dass kein Kommissar ermittelt. Leider kommen mir die Erkenntnisse zur Lösung des Falls am Ende dann doch zu plötzlich. Da geht Zoë Beck ein bisschen die erzählerische Puste aus. Potenzial also nicht ganz ausgeschöpft. Trotzdem eine Leseempfehlung!

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