Morde zwischen Recht und Rache

Georg von Andechs hat mit „Recht und Rache“ einen der besten Regionalkrimis geschrieben, die ich bisher gelesen habe.

Für WDR 2 habe ich den Krimi gelesen.

Story

Francois Kollmann, Waffenhersteller aus Kamp-Lintfort, hat die Folter nicht überlebt. Die Polizei kann nur noch seine geschundene Leiche aus dem Rhein fischen. Die Duisburger Kripo steht vor einer Menge Fragen: Was hatte der Industrielle getan, dass sich jemand mit solchem Hass an ihm gerächt hat? Mit wem hatte sich Kollmann kurz vor seinem Verschwinden getroffen – und warum? Welche Rolle spielt die elitäre Studentenverbindung „Corps Walhalla“, zu der Kollmann gehörte? Und wer steckt hinter Nemesis, einer Gruppe brutaler Racheengel?

Hauptfigur

Klaus Heppner, Kommissar im Duisburger K11. Fleißig, zuverlässig, und besorgt um seine Freundin, die an den Folgen eines Attentats leidet. Doch das bleibt der einzige Ausflug ins Privatleben des Kommissars. Der Star des Buches ist eindeutig der Fall. Es geht um die Machenschaften zweier sehr unterschiedlicher Gruppen von Männern. Beide glauben, über den Regeln zu stehen. Die Aufgabe von Heppner und seinen Kripo-Kollegen ist es, das nicht zuzulassen. Was ihnen mäßig gut gelingt…

Nebenfiguren

Die spannendste Nebenfigur ist wohl eine, die namentlich gar nicht auftaucht, aber immer ein bisschen mehr weiß, als der Leser: der Erzähler nämlich. Während die Handlung durch lebensnahe, knackige Dialoge vorangetrieben wird, tritt dieser Erzähler gerne zum Ende eines Kapitels in Erscheinung. Mit kurzen Einzeilern, in die man durchaus ein höhnisches Lächeln hineinlesen kann: Etwa: „Er hatte ja keine Ahnung.“ oder „Sehr zu seinem Leidwesen – nur wusste er das noch nicht.“ Das treibt die Spannung immer aufs Neue an – ohne zu nerven.

Härtefaktor

Der ist ziemlich hoch. Wir lesen detailliert, was die Folterer mit ihren Opfern machen (es bleibt nämlich nicht bei einem). Immerhin müssen wir uns nicht die Videos dazu ansehen – das bleibt Kommissar Heppner überlassen. Schonungslos, ja, aber hier muss das so geschildert werden: Brutale Morde an brutalen Menschen.

Schauplatz

Duisburg und Umgebung. Das spielt aber keine große Rolle. Irgendwo muss der Krimi halt spielen. Die Leiche hätte auch bei Koblenz aus dem Rhein gezogen werden können. Ruhrpottcharme versprühen hier allenfalls die knorrig-sarkastischen Ermittler mit dem Blick fürs Wesentliche. Ein angenehm unregionaler Regionalkrimi.

Autor

Georg von Andechs heißt eigentlich Jörg Ziemer – und ist Polizeibeamter bei der Kripo in Duisburg. Einer, der nicht nur weiß, worüber er schreibt, sondern auch, wie er das spannend und lesenswert tun kann, ohne zu übertreiben oder mit Fachchinesisch zu langweilen.

Fazit

Der beste Regionalkrimi, den ich seit langem gelesen habe. Wartet bis zum Ende mit Überraschungen auf. Lose Handlungsfäden werden schließlich sinnvoll miteinander verwoben. Und es bleibt ausreichend Platz für Grau zwischen Schwarz und Weiß, zwischen Recht und Rache.

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