Auftakt einer Reihe um Duisburger Polizei-Seelsorger

“Glaube, Liebe, Tod” spielt im Westen. Tief im Westen. In Duisburg. Es ist der erste Fall für einen neuen Ermittler. Da stellt sich die Frage: Wieviel Schimanski steckt hier in Martin Bauer?

Er geht schon auch gerne mal robust vor. Springt zum Beispiel direkt am Anfang von der Autobahnbrücke in den Rhein. Damit will er einen Selbstmörder davon abbringen, sich genau da in den Tod zu stürzen. Wie genau sein Kalkül ist, muss jeder selber lesen. Jetzt sagte Schimanski ja auch gerne Sch… Statt Kraftausdrücken benutzt Martin Bauer allerdings lieber Bibelstellen. Er ist nämlich Polizeiseelsorger.

Ermittler ist ein Polizeiseelsorger

Das gibts nicht so oft – und deswegen hier schonmal ein großer Pluspunkt für die Idee. Mal kein Kommissar oder Journalist, der ermittelt. Und die Idee haben die Autoren Peter Gallert und Jörg Reiter auch noch richtig gelungen umgesetzt: Martin Bauer ist unterhaltsam, nachdenklich, zupackend, angenehm wenig pastoral – und nicht ohne Fehler. Er ist zeitgemäß, guckt auch mal bei facebook, wie es seinen Schäfchen geht. Und er mischt sich in Ermittlungen ein, die ihn eigentlich nix angehen.

Denn in diesem Fall hat er Zweifel an der offiziellen Version: Der Mann, den er von dem selbstmörderischen Sprung in den Rhein abhält, ist wenige Stunden später nämlich doch tot. Ein Polizist noch dazu. Ein toter Kollege also. Angeblich vom Parkhaus in der Innenstadt gesprungen. An Selbstmord glaubt Martin Bauer aber nicht. Und hört sich um in Duisburg.

Wenig romatisierte Lebensumstände im Ruhrgebiet

Das bringt genau die richtige Portion Lokalkolorit mit. Und nicht in den üblichen abgedroschenen Bildern. Wenn die Autoren aber ein eingezäuntes Basketballfeld in einem „räudigen Stückchen Grünanlage“ beschreiben. Und einer der Jugendlichen, die da spielen, den Ball dann in die Ecke kickt, „in der der Wind immer den Fastfoodmüll zusammenweht“. Dann sind das keine Klischees, sondern die wenig romantisierten Lebensumstände basketballspielender Jugendlicher im Ruhrgebiet. Plus kriminelles Umfeld – hier in Form von korrupten Lokalpolitikern, zwilichtigen Investoren, Menschenhändlern und rumänischen Zwangsprostituierten. Muss man jetzt auch keine allzu lebendige Phantasie für haben.

Drehbuchautoren planen schon die Fortsetzung ihrer Krimireihe

Auch wenn Gallert/Reiter hier sehr kenntnisreich übers Ruhrgebiet schreiben: Das sind zwei Kölner. Schreiben seit 20 Jahren zusammen. Bisher noch nicht so viele Krimis zum Lesen, sondern vor allem Drehbücher fürs Fernsehen. Kennengelernt haben sie sich vor über 20 Jahren bei einer Daily Soap, da waren sie beide Autoren. Das merkt man, dass sie vom Drehbuchschreiben kommen, weil sie starke Dialoge schreiben, sehr szenisch beschreiben. Das heißt, vor meinem geistigen Auge läuft schon der Film ab. Und weil sie von der Serie kommen, haben sie für Polizeiseelsorger Martin Bauer auch noch einige Ideen.

Die Fortsetzung, die im Bergbau spielen wird, ist für 2018 angekündigt.

Peter Gallert, Jörg Reiter
Glaube, Liebe, Tod
Verlag: Ullstein
ISBN: 978-3548288918
Preis: 9,99 €

Share on Facebook

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert