Puller sucht Puller

Der Militärpolizist John Puller muss sich um eine Flucht aus dem sichersten Militärgefängnis der USA kümmern. Das Pikante: Der Geflohene ist sein Bruder Robert Puller – ein rasanter Thriller aus der Welt des US-Militärs.

Auf WDR 2 hab ich mich im Krimitipp mit Johannes Simon drüber unterhalten:

Zum Stolz ihres hochdekorierten Vaters John senior sind sie beide angesehene Militärangehörige. Robert sogar mit den besten Aussichten auf diverse Sterne – bis er wegen Hochverrats verurteilt wird und ins Gefängnis kommt. Ins bestgesicherte Militärgefängnis der USA. Aber aus dem kann er zu Beginn des Buches entkommen – als Erster überhaupt.

Ermittlungen gegen den eigenen Bruder

Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, dass dann der Bruder gegen ihn ermitteln soll, ihn finden soll. Stichwort „Befangenheit“. Das denkt sich John Puller auch, als er auf den Fall angesetzt wird. Aber es scheint bei seinen Vorgesetzten Interessierte zu geben, die glauben, dass er als Bruder am ehesten die Chance hat, Robert zurück ins Gefängnis zu bringen. Und wenn die das befehlen, dann folgt er, da ist er ganz Soldat.

Spannend auch für Nichtkenner des Militärs

Zur Beruhigung aller, die sich mit Militär und den Gepflogenheiten da so gar nicht auskennen: Das ist auch gar nicht nötig, um das Buch zu verstehen und spannend zu finden. Ich habe auch nicht gedient – und fand es wunderbar. Weil vor der Folie “MIlitär” so viele zwischenmenschliche Dramen ablaufen: Da geht es um Verrat und Intrigen, um Treue und Vertrauen, um Loyalitäten und Verschwörung. Nur drei Beispiele: Zählen der Diensteid und die Loyalität zum Militär am Ende für John Puller mehr als der Glaube an seinen Bruder? Was tut ein Soldat, wenn er vermutet, dass Vorgesetzte sich verschworen haben, um ihrem Land massiv zu schaden? Und wie baut man als rational denkender, skeptischer Ermittler Vertrauen auf zu einer Frau, die einem angeblich helfen will. Die auch wichtige Infos hat. Die aber durch ihren Job beim Geheimdienst eigentlich eine professionelle Lügnerin ist?

Hauptfiguren auf Gefühlsachterbahnen

Angesichts dieser ganzen Konflikte, die sich ja viel in den Köpfen der Figuren abspielen, kommen wir als Leser den Hauptfiguren – und das sind die beiden Puller-Brüder – sehr nah. Zweifel, Verbitterung, Entschlossenheit, Angst, Sehnsucht, Wut, Einsamkeit: Die beiden sind auf Gefühlsachterbahnen unterwegs. Dazu dann noch ein paar richtig schön zwielichtige Nebenfiguren, auch die eine oder andere wirklich hassenswerte (und ich bin mit dem Wort sonst echt vorsichtig) und ein dubioser Deutscher: Da erzählt sich die Geschichte fast von selbst…

David Baldacci: Meister der Wendungen und falschen Fährten

Angesichts von 100 Millionen verkauften Büchern in 45 Sprachen: Der Mann erzählt einfach nicht 08/15, nicht geradeaus. Hier eine Wendung, da ein Hinterhalt, und kurz drauf schon wieder in die andere Richtung: Das sehe ich als Leser nicht unbedingt alles kommen. Ich werde gerne überrascht, deswegen mag ich seine Thriller sehr. Obwohl er sich ja, das sei der Fairness halber auch gesagt, immer wieder den Vorwurf anhören muss, dass sein John Puller als Figur schon sehr nah dran ist an Militärermittler John Reacher von Lee Child. Aber bitte: Solange das gut unterhält…

David Baldacci
Escape
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3-453-27010-7
Preis: 19,99 Euro

Share on Facebook

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert